Betreuung von Risiko- und Mehrlingsschwangerschaften

Die Früherkennung von Risiken für Mutter und Kind ermöglicht eine optimale Betreuung der Schwangeren und in den meisten Fällen auch eine Therapie.

Schwangerschaft und Geburt sind ein freudiges und zumeist unkompliziertes Ereignis. Risiken und Gefahren sind sehr selten und werden bei der Erstuntersuchung nach Eintreten der Schwangerschaft vom Frauenarzt beurteilt.

Was bedeutet „Risikoschwangerschaft“?
Als Risikoschwangere wird eine werdende Mutter bezeichnet, bei der die Gefahr besteht, dass es während der Schwangerschaft oder Geburt zu Komplikationen kommt.

Wie wird man zur „Risikoschwangeren“?

  • Durch eine vorbestehende mütterliche Erkrankung, bei der eine Veränderung während einer Schwangerschaft zu erwarten oder möglich ist
  • Durch eine vorhergehende komplizierte Schwangerschaft oder Geburt
  • Durch plötzlich aufgetretene Probleme während einer Schwangerschaft
  • Durch den Verdacht, dass das Wohlbefinden des Kindes im Mutterleib nicht (mehr) gewährleistet ist

Eine solche „Risikoschwangerschaft“ bedeutet aber nicht, dass in jedem Fall mit einer komplizierten Schwangerschaft zu rechnen ist, sondern dass man besonderes Augenmerk auf die werdende Mutter, das Kind und die Organfunktionen beider richten muss.

Welche vorbestehende Krankheiten können - auch bei vollständigem Wohlbefinden einer werdenden Mutter- eine Schwangerschaft zu einer „Risikoschwangerschaft“ machen?

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen (angeborene Herzfehler, chronischer Bluthochdruck)
  • Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
  • Nierenerkrankungen
  • Schilddrüsenerkrankungen (Über- und Unterfunktion)
  • Epilepsie

Welche Probleme bei vorangegangenen Schwangerschaften/Geburten bedingen eine Risikoschwangerschaft?

  • Mehrfache Fehlgeburten
  • Frühgeburt in einer vorangegangenen Schwangerschaft
  • Verlust eines Babys in einer vorherigen Schwangerschaft
  • Kaiserschnitt oder größere Operationen an der Gebärmutter
  • Vorausgegangene Entbindung von Kindern > 4000g
  • Geburt eines wachstumsverzögerten Kindes (sehr leichte, kleine Kinder = Dystrophie)
  • Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie, HELLP-Syndrom)
  • Komplikationen bei vorangegangenen Geburten (Plazentalösung, plötzliche Blutung vor/während/nach der Geburt, Thrombose, Embolie, Saugglockengeburt, Schulterdystokie)

Was macht eine „normal“ verlaufende Schwangerschaft zur „Risikoschwangerschaft“?

  • Mehrlinge (Zwillings- und Drillingsschwangerschaften)
  • Infektionen in der Schwangerschaft (Röteln, Toxoplasmose, Ringelröteln, Varizellen)
  • Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie, HELLP-Syndrom)
  • Bluthochdruck (SIH= schwangerschaftsinduzierte Hypertonie)
  • Anstieg des Blutzuckerwertes (Gestationsdiabetes)
  • Drohende Frühgeburt (vorzeitige Wehentätigkeit, vorzeitige Öffnung/Verkürzung des Muttermundes = Zervixinsuffizienz)
  • Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis)
  • Blutungen
  • Blutgruppenunverträglichkeit (Antikörper im mütterlichen Blut)
  • Auffallende Ergebnisse in der kindlichen Ultraschalluntersuchung:
    • Diskrepanz zwischen Kindsgröße und SS-Dauer (zu kleines Kind, zu großes Kind)
    • Auffallende Fruchtwassermenge (zu viel/zu wenig = Polyhydramnion, Ahydramnie)
    • Auffallende kindliche Organe (Herz, Niere, Magen, Gehirn, Knochen)
    • Auffallende Ergebnisse des Ultraschalls der mütterlichen Organe (zB Zyste, Myome)
  • Überschreitung des Geburtstermins

Durch eine frühzeitige Diagnose bei Feststellung der Schwangerschaft bzw. im Rahmen der Schwangerenvorsorge können die meisten Risiken für Mutter und Kind heute niedrig gehalten und auftretende Komplikationen rechtzeitig behandelt werden.